Kombination aus App und Tags
Um MESH effektiv nutzen zu können, wird einerseits mindestens eins der insgesamt sieben Tags und andererseits ein mobiles Endgerät mit iOS oder Android benötigt.Wer sich also erst einmal eines der Tags angeschafft hat, kann für sein Smartphone beziehungsweise Tablet dann die MESH App herunterladen, um diesem Tag eine bestimmte Funktion zuzuordnen. Dazu werden keine weiterführenden technischen Kenntnisse notwendig, ganz im Gegenteil, denn der Sandbox-Ansatz garantiert höchstmögliche Flexibilität ganz einfach per Tastendruck.
Mit den Worten „Make, Experience and SHare“ (Akronym: MESH) wurde das Projekt der Sony Ingenieure auf deren Indiegogo-Webseite angepriesen. Da denkt man immer, solche Kickstarter-Projekte kommen ausschließlich aus der Garage des Erfinders, die damit ihr Projekt finanzieren wollen. Doch dem ist nicht immer so. Auch in großen, bereits am Markt etablierten Firmen entstehen solche Projekte. Insbesonders wenn es dafür entsprechende Nährböden wie das Firmeninterne „Seed Acceleration Program“ zur Entwicklung neuer Geschäftsfelder - wie bei Sony der Fall - gibt. Dass das MESH Projekt auf einer Crowdfundingplattform gelauncht wurde, ist wohl eher der Marketingstrategie zuzuschreiben, als dem fehlenden Budget.
Der kluge Kopf hinter den Tags, Takehiro Hagiwara, kam nach eigenen Aussagen auf die Idee der MESH-Tags, als er die Schlummer-Funktion seines Smartphones gern auf einen externen Button legen wollte - um nicht einfach schnell zum Handy zu greifen und diese auslösen zu können. Ähnlich verhält es sich in der Praxis mit den Tags. Das klassische Button-Tag kann genutzt werden, um eine bestimmte Funktion auf dieses einzuprogrammieren, welche dann an einem anderen Gerät ausgelöst wird - zum Beispiel ein externer Auslöser für Selfies, bei dem man das Smartphone nicht mehr in der Hand halten muss.
Zusätzlich existieren einige MESH-Tags, deren Verwendung auf einen bestimmten Bereich im Zuhause ausgerichtet wurde. Eines davon ist das "Temperature & Humidity" Tag, welches gewissermaßen ein Thermometer ohne Anzeige ist. Es kann die Luftfeuchtigkeit und Temperatur vor Ort erfassen und schlägt Alarm, wenn eine bestimmte, festgelegte Grenze erreicht wurde - ganz bequem über die App.
Ähnliche Tags existieren zum Beispiel für die Beleuchtung, mit denen Lichtschalter unabhängig des Standortes bedient werden können oder mit Bewegungsmeldern, welche Nachrichten übermitteln, sobald Bewegungen im direkten Umkreis des MESH-Tags stattfanden. Mit dem Brightness-Tag können außerdem, moderne Anlagen vorausgesetzt, Rollläden oder dimmbare Lampen bedient werden - es stellt folglich fest, wann es zu hell oder zu dunkel im Raum ist.
In Europa ist seit Mai ein Starter Kit verfügbar
Zunächst waren diese MESH Tags nur in USA und Japan erhältlich. Dort sind die Tags einzeln oder in einem Set aus vier MESH-Tags verfügbar. Seit Mai 2017 sind die Mesh Tags nun aber auch in Europa zu bekommen. Allerdings zunächst nicht im normalen Verkauf, sondern ausschließlich über den Partner Tokio Mirai Mode, der eine ähnliche Plattform wie Indiegogo darstellt. Zum Zeitpunkt unserer Recherche ist das auch die einzigste, uns offiziell bekannte Bezugsquelle für Europa. Im März konnte hier bereits eine Bestellung für ein MESH DIY Starter-Kit aufgeben werden, dass alle derzeit verfügbaren Bausteine enthält (Funkschalter, Beschleunigungsensor, Bewegungssenor, Helligkeitssensor, Temperatur & Feuchtigkeitssensor, LED Modul, sowie den GPIO Baustein). Aktuell wird für das genannte Starter-Kit 299 € aufgerufen, was leider nicht ganz günstig ist, aber trotzdem noch erschwinglich sein dürfte. Über die Preise von Einzelkomponenten und wann diese auch in Europa verfügbar sind, gibt es bislang noch keine Aussagen seitens Sony, aber durch den europäischen Kit-Preis hat man hier zumindest schon mal einen Anhaltspunkt.
Alltägliche Gegenstände in smarte Helfer umwandeln
Die Tags selber präsentieren sich in einem sehr glatten, freundlichen Design und ähneln wohl am ehesten den populären Domino-Steinen. Die obere Hälfte kommt normalerweise in Schwarz und gegebenenfalls mit einem integrierten Sensor, die untere Hälfte fungiert als Button und präsentiert sich in knalligen, leuchtenden Farben. Als Funkprotokoll kommt Bluetooth 4.0 LE zum Einsatz.
Alltägliche Gegenstände in Smarte Gadgets umzuwandeln ist in diesem Zusammenhang jedoch etwas zu weit gegriffen, da dies eigentlich nur zum Teil stimmt. Es ist zwar richtig, dass mit Hilfe der Bausteine andere Geräte miteinander vernetzt werden und sich so dadurch Funktionalitäten kombinieren lassen, was ja auch ein Merkmal von IoT darstellt. Doch eine 10 Jahre alte Wohnzimmer Lampe oder eine Kaffeemaschine werden damit nicht einfach smart. Es beschränkt sich dann schon eher auf Geräte und Services, die bereits smart oder digital sind und entsprechende Schnittstellen vorhanden sind. So wie beispielsweise eine Anbindung zu Googlemail, IFTTT, Philips Hue, Olympus Air. Zugleich können natürlich immer spezifische Smartphone- oder Tabletfunktionen an die Tags gekoppelt werden.
Fazit: Verspielte MESH-Tags zum stolzen Preis
Schwer vorstellbar, dass jemand in seinem Smart Home bisher MESH-Tags vermisst hat. Die Tags sehen gut aus und lagern Funktionen auf eine externe Steuerung aus, bieten aber sonst keinerlei weiterführende Funktionen. Ein weiteres Kriterium ist der stolze Preis. Aktuell werden in den USA für einen einzelnen Tag noch zwischen 40 und 60 US-Dollar aufgerufen und dann damit erkauft man sich eine Funktionalität. Ein Raspberry Pi oder die Arduino Plattform bieten da mehr Freiheiten und das für weniger Geld. Doch durch die MESH App lassen sich die Domino Bausteine sehr viel einfacher programmieren, was auch eine neue Anwendergruppe erschließen könnte. Jedenfalls bietet das MESH Projekt eine tolle Spielwiese für alle Smart Home Begeisterten und Bastler gleichermaßen. Die homeandsmart.de-Redaktion findet es auf jedenfall super, dass die Sony MESH Tags nun auch in Europa offiziell verfügbar sind.
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