Hemnisse im Smart Home Markt Smart Home: Kluft zwischen Technologien und Zweifeln

Der Markt für Smart-Home-Geräte wächst seit Jahren kontinuierlich. Trotzdem ist die Skepsis unter den Verbrauchern nach wie vor hoch – besonders im Hinblick auf Sicherheitsfragen. Unbegründet sind die Vorbehalte nicht, wie Vorfälle in der Vergangenheit gezeigt haben. Nils Gerhardt, CTO von Utimaco, erklärt was Verbraucher und Hersteller tun können, um sichere Smart Homes zu kreieren.

Vernetztes Zuhause

Vor zwei Jahren gelang es der chinesischen Gruppierung APT 15, das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG) zu hacken und einen seiner Netzbereiche zu kompromittieren. Zwar wurde die Behörde rechtzeitig vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BKI) gewarnt, sodass Maßnahmen ergriffen und gravierende Schäden verhindert werden konnten, bei Verbrauchern hat der Fall dennoch Besorgnis ausgelöst. Grund dafür ist das Vorgehen der Hacker-Gruppe: Über Sicherheitslücken verschaffte sich APT 15 Zugriff auf Geräte privater Haushalte mit Netzwerkzugang, um ein Virtual Privat Network (VPN) aufzubauen. Das diente als strategischer Ausgangspunkt für den Angriff und verschleierte Spuren. Es ist nicht bekannt, ob auf diese Weise auch Privatpersonen ausspioniert oder gehackt wurden, das Risiko existiert allerdings und ist mit Sicherheit einer der Gründe, warum Smart Homes kritisch beäugt werden.

Sicherheitsbedenken halten Verbraucher von Smart Homes ab

Laut einer aktuellen Studie* von Utimaco sind Sicherheitsbedenken zumindest maßgeblich dafür verantwortlich, warum Verbraucher Smart-Home-Geräte nicht in ihren vier Wänden haben möchten. Weniger als ein Drittel der Befragten (30 Prozent) nutzt Smart-Home-Geräte wie Smart TVs oder Saugroboter. Die Übrigen erkennen darin keinen Mehrwert (51 Prozent), haben zu wenig Vertrauen in die Geräte (30 Prozent) oder wurden bereits Opfer von Hacking (28 Prozent).

Dabei bietet die Vernetzung des eigenen Heims gerade in puncto Bequemlichkeit und Effizienz einige Vorzüge. Im Smart Home lässt sich etwa der Fernseher per Smartphone steuern und die Waschmaschine timen, die Heizung passt sich automatisch ans Wetter an und das Licht an die Uhrzeit. Der neue Verbindungsstandard „Matter“, der mittlerweile zunehmend eingesetzt wird, erhöht außerdem die Interoperabilität verschiedener Geräte und wirkt damit der bestehenden Fragmentierung zwischen den Herstellern entgegen. Damit wachsen das Anwendungsspektrum und neue Möglichkeiten für das Smart Home entstehen.

Bei der Vermarktung von Smart-Home-Geräten bleiben die Sicherheitsbedenken der Verbraucher weiterhin die größte Hürde. Diese müssen zunächst beschwichtigt werden, bevor weitere Marketingmaßnahmen sinnvoll sind. Gleichzeitig müssen Hersteller zeigen, dass Verbraucher ihnen vertrauen können. Bisher denkt gerade einmal ein Fünftel (22 Prozent) der Befragten der Utimaco-Studie, dass Anbieter genügend Maßnahmen ergreifen, um die Sicherheit ihrer Produkte zu gewährleisten. Die größte Gefahr erkennen sie im Risiko, dass sich Hacker über die Geräte Zugang zum eigenen Zuhause verschaffen können (61 Prozent). Der Angriff der APT 15 dürfte diese Angst weiter verstärken.

Verbraucher können selbstständig Maßnahmen ergreifen

Hinderlich ist auch, dass sich viele Smart-Home-Nutzer gar nicht darüber bewusst sind, welche Sicherheitseinstellungen und -maßnahmen sie selbst vornehmen können. Wer sich dazu entscheidet, die Sprachsteuerung aus Sicherheitsbedenken nicht zu verwenden, sollte das Mikrofon etwa vollständig deaktivieren. Daneben bestehen eine Reihe von grundsätzlichen Schritten, die Privathaushalte machen sollten, um die heimische Sicherheit zu erhöhen. Gerade der Router sollte als Schnittstelle zwischen Heimnetz und Internet besonders geschützt werden. Das BSI spricht zu diesem Zweck eine Reihe von Empfehlungen aus und sieht dabei zum Beispiel Maßnahmen wie die regelmäßige Änderung des WLAN-Passworts oder des Routernamens vor.

Wichtig ist auch, dass Verbraucher verfügbare Software-Updates schnellstmöglich installieren, da Hersteller darüber bestehende Sicherheitslücken schließen. Wird der Support für ältere Geräte eingestellt, kann das zu großen Sicherheitslücken führen, wenn diese weiterhin verwendet werden. Daher sollten sich Nutzer bereits vor dem Kauf eines neuen Geräts darüber informieren, wie lange Hersteller Sicherheitsupdates für ihre Geräte bereitstellen und Geräte möglichst ersetzen, wenn der Support ausläuft.

Hersteller müssen Sicherheitsrisiken bekämpfen

Nichtsdestotrotz liegt die Verantwortung der Hersteller darin, sichere Geräte anzubieten und zu ihren Kunden ein vertrauensvolles Verhältnis aufzubauen. Immer wieder grätschen hier jedoch gefälschte Geräte dazwischen, die täuschend echt wirken und von vielen Konsumenten fälschlicherweise als Original erkannt werden. Teilweise verfügen diese sogar über „echte“ Seriennummern, weisen aber dennoch erhebliche Sicherheitsrisiken auf. Auch wenn Herstellern nicht per se die Schuld für mangelhafte Kopien ihrer Produkte zugewiesen werden kann, liegt es dennoch an ihnen, das Risiko für Kunden zu senken. Das lässt sich etwa mithilfe von Key Injections erreichen. Dabei erhalten Geräte oder einzelne Bauteile eine eigene digitale Identität, indem ein kryptografischer Code in die Hardware eingebracht wird. Dieser kann vom Hersteller überprüft werden, um die Produktidentität zu ermitteln.

Daneben ist in vielen Fällen auch eine Software Bill of Material (SBOM) hilfreich, um ein hohes Sicherheitsniveau zu gewährleisten. Dabei handelt es sich um eine strukturierte, formale Aufzeichnung aller Softwarekomponenten und ihre Beziehung innerhalb der Softwarelieferkette. Gerade, weil Software zunehmend kleinteilig wird und Codes durch den Gebrauch von Open-Source-Bibliotheken immer häufiger wiederverwendet werden, bleiben Sicherheitslücken oft unbemerkt und werden übernommen. Mithilfe von SBOM können Hersteller diese Schwachstellen und ihren Ursprung ausfindig machen sowie Software auf neue Risiken untersuchen. Der Einsatz stärkt außerdem das Vertrauen bei Kunden und kann durchaus Kaufentscheidungen beeinflussen, wenn Hersteller transparent die von ihnen vorgenommenen Sicherheitsmaßnahmen kommunizieren.

Jedoch stellt die steigende Zahl von Smart-Home- und IoT-Geräten und zunehmend komplexer Vernetzung Anforderungen an die Sicherheitsbestimmungen dieser Technologien. Da IoT-Produkte für gewöhnlich aus mehreren Komponenten bestehen, die von unterschiedlichen Herstellern produziert werden, unterliegen diese häufig verschiedenen und uneinheitliche Sicherheitsvorschriften. Das stellt komplexe Anforderungen an die Hersteller, die unter allen Umständen sicherstellen und nachweisen müssen, dass ihre Produkte sicher sind. Deshalb unterstützt beispielsweise GlobalPlatform Hersteller und Zertifizierungsstellen mit dem Security Evaluation Standard for IoT Platforms (SESPI), einheitliche Standards festzulegen und anzunehmen. Das verspricht nicht zuletzt auch konsistente Sicherheitsanforderungen für Smart-Home-Geräte.

Fazit

Hersteller, die den Absatz von Smart-Home-Produkten auf dem deutschen Markt voranbringen möchten, müssen die Sicherheitsbedenken von Verbrauen ernst nehmen und adäquate Sicherheitsmaßnahmen ergreifen, um diesen entgegenzutreten. Technologien wie Key Injections und SBOM sind neben einheitlichen Sicherheitsstandard essenziell, um vertrauenswürdige Smart-Home-Produkte bereit zu stellen.

Die mit * gekennzeichneten Links sind sogenannte Affiliate Links. Kommt über einen solchen Link ein Einkauf zustande, werden wir mit einer Provision beteiligt. Für Sie entstehen dabei keine Mehrkosten.
Wir haben Kooperationen mit verschiedenen Partnern. Unter anderem verdienen wir als Amazon-Partner an qualifizierten Verkäufen.

Nils Gerhardt

Nils Gerhardt ist Chief Technology Officer bei Utimaco, einem führenden Anbieter von Cybersicherheitslösungen, und Vorstandsmitglied des IoT M2M Council. Als Vorstandsvorsitzender von GlobalPlatform, einer globalen Industrieorganisation, brachte Nils große Unternehmen zusammen, um Standards für sichere digitale Dienste und Geräte zu definieren.

Neues zu Smart Home
Smart Home Angebote bei Amazon
Vernetztes Zuhause
Alexa & Smart Home

Erleben Sie alle Smart Home-Produkte und Geräte mit Sprachsteuerung bei Amazon zu unschlagbaren Preisen.

Zu den Angeboten*
News
Smart Home Angebote
Jetzt sparen!
Smart Home Angebote

Bei Amazon aktuelle Smart Home Angebote finden und sparen! 

Zu Amazon