Günther Ohland, Vorstand SmartHome Initiative Deutschland e. V. „Wir wollen, dass smartes Wohnen zum Normalfall wird“

Der SmartHome Initiative Deutschland e. V. hat sich zum Ziel gesetzt, die Verbreitung von smarten Häusern und Wohnungen voranzutreiben. Dabei stehen die darin lebenden Menschen im Mittelpunkt. Wir wollten vom Vorstandsvorsitzenden wissen, was die Menschen derzeit beim Thema Smart Home bewegt und was er von cloudbasierten Smart Home-Angeboten hält.

Günther Ohland ist Vorsitzender des Vorstands des Bundesverbands SmartHome Initiative Deutschland e. V.

Günther Ohland ist Initiator des Musterhauses SmartHome Paderborn und Gründungsmitglied des eingetragenen Vereins SmartHome Initiative Deutschland. Zudem hat er als Fachjournalist und Autor zahlreiche Bücher zu den Themen Smart Home und Smart Living veröffentlicht, wie „Keine Angst vorm smarten Heim: Das Ende der Geschichten vom Bier bestellenden Kühlschrank und dem Hacker, der die Haustür öffnet“. Ein sicheres Smart Home, das seinen Bewohnern Bequemlichkeit verspricht, dabei hilft Energiekosten zu senken und gleichzeitig die Sicherheit erhöht: Das sind einige der Kernthemen der SmartHome Initiative Deutschland e. V., deren Agenda Vorstandsvorsitzender Günther Ohland mit vorantreibt. Im Interview verrät der Smart Home-Experte, ob man für ein gutes Smart Home neu bauen muss, welche Ängste in Verbindung mit einem Smart Home überflüssig sind und wann in seinen Augen Vorsicht geboten ist.

Günther Ohland im Interview

Was macht der SmartHome Initiative Deutschland e. V. und was sind aktuell die großen Themen?

Das Thema Smart Home lässt sich nicht einer Branche zuordnen. Zur Beratung und Realisierung sind deshalb mehrere Handwerke notwendig. Wir sehen unsere Aufgabe darin, die Kommunikation der am Smart Home beteiligten Branchen zu fördern. Wir wollen, dass smartes Wohnen zum Normalfall wird. Smart Home kann dabei entscheidend helfen, das Leben in der Wohnung sicherer zu machen und Heizenergie zu sparen. Ältere Menschen können dank smarter Technik länger selbstbestimmt in der vertrauten Umgebung leben. Für uns ist der Nutzen von Smart Home entscheidend, die Technik ist nur Mittel zum Zweck.

Muss ich für Smart Home neu bauen?

Ich habe vor 15 Jahren ein Haus gekauft, dass zwar neu, aber nicht smart war und nach und nach Smart Home nachgerüstet. Smart Home funktioniert im Gebäudebestand genauso gut wie beim Neubau. Wir haben heute sichere und flexible Funksysteme, die Kabel weitgehend überflüssig machen. Weitgehend heißt, dort wo man eine Leuchte oder einen Rolladen-Motor hat, braucht man natürlich Strom und Kabel. Und dort wird er auch geschaltet. Aber diese Kabel sind in der Regel auch bei einem alten Gebäude vorhanden. Lichtschalter, also so genannte Wandtaster, Rauchwarnmelder, Bewegungsmelder, Temperatur- und Luftfeuchtigkeitssensoren lassen sich sehr gut per Funk mit der Smart Home Zentrale verbinden.

 

Was haben Sie Smartes zu Hause?

Mein Projekt begann mit der Automatisierung der Rolläden. So fahren sie heute in Abhängigkeit von Sonnenaufgang und Untergang automatisch hoch und herunter. Intelligente Verschattungsfunktionen kennen den Weg der Sonne um mein Haus und verhindern im Sommer, dass die Sonne die Räume zu stark aufheizt.

Wird tagsüber bei hochgefahrenen Rollläden am Fenster hantiert, erkennt dies die smarte Technik und fährt an den betroffenen Fenstern die Rolläden zur Einbruchshemmung herunter. Nach dem Rolläden-Projekt kam das Licht in vielen Räumen dran. Allerdings nicht überall, sondern nur dort, wo es sinnvoll war. Heute habe ich weitgehend auf fernsteuerbare LED-Leuchten von Philips umgerüstet, die auch Lichtstimmungen durch Farbveränderung bieten. Zum Putzen braucht man halt anderes Licht als für den gemütlichen Leseabend mit einem Glas Rotwein.

 

Natürlich wartet auch in meinem Haus Amazon Alexa auf die Stimme ihres Herren. Per Sprachkommando lassen sich Licht, Rollläden und manches mehr bedienen, wenn es denn einmal notwendig sein sollte. Normalerweise steuert sich das Haus aber selbst über die Sensorik und die von mir aufgestellten Regeln.

In meinem Haus habe ich auf die batterielose Funktechnik von EnOcean gesetzt. Als Steuerzentrale arbeitet ein Mini-PC mit der Software myHomeControl, die auch Alexa, Philips Hue und das Sonos Multiroom-Sound-System integriert.

Was ist, wenn der Strom ausfällt?

Falls der Strom ausfällt, geht kein Licht, die Rollläden fahren nicht, der TV ist dunkel und das Radio ist stumm. Genauso wie bei einem nicht smarten Haus. Ist der Strom wieder da, setzt die smarte Technik genau dort wieder auf, wo sie beim Stromausfall gestoppt wurde. Ein wichtiges Szenario ist der Brandfall. Wenn es brennt, fällt typischerweise nach wenigen Minuten der Strom aus. Wenn also ein Rauchmelder anschlägt, reagiert ein gutes Smart Home sofort: es fährt alle Rolläden hoch, um Fluchtwege zu ermöglichen und schaltet das Licht ein, um für bessere Orientierung zu sorgen. So kann smarte Technik helfen, Leben zu retten. In einem nicht smarten Haus sitzt man unter Umständen gefangen im Schlafzimmer im 1. Stock und kommt nicht raus.

Was ist von Angeboten zu halten, die über die Cloud funktionieren?

Die Internet-Cloud ist an sich eine tolle technische Errungenschaft. Man kann seine Daten außerhalb des eigenen Heims auf gesicherten Servern ablegen und jederzeit und von überall aus darauf zugreifen. Es gibt allerdings auch so genannte „Internet of Things“-Produktangebote, die nur über die Cloud funktionieren, also auf ein funktionierendes Internet angewiesen sind. Dann melden Sensoren ihre Messwerte und die persönlichen Daten, die sie ermitteln ausschließlich in die Cloud und dort liegen auch die Regeln, die entscheiden, was in meinem Haus passieren soll: Rolläden hoch oder nicht, Temperatur höher- oder tieferstellen. Meist weiß man nicht, was mit diesen Daten passiert. Im Kleingedruckten hat man dem Anbieter oft unbewusst die Nutzungsrechte der Daten eingeräumt. Das hinterlässt kein gutes Gefühl und deshalb stehe ich Angeboten skeptisch gegenüber, die nur über die Cloud funktionieren.

 

Günther Ohland, Vorstandsvorsitzender SmartHome Initiative Deutschland e.V.

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Ulrich Klein

Alexa-Evangelist und Digital Native. Schrieb vor seinem Start bei home&smart als freier Technikjournalist und Redakteur für verschiedene Verlage und Redaktionen, u.a. T3 (Tomorrow's Technology Today), Süddeutsche Zeitung, connect, Handy Magazin, iBusiness oder magnus.de. Spezialthemen: Smartphones, Mähroboter, Einbruchschutz. 

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